Nachbericht: Erfolgreiche Strategien für den Einstieg in eine Kreislaufwirtschaft 11.02.2025, Minden

11.02.2025

Drei Unternehmen aus Minden zeigen an mehreren Praxisbeispielen, wie sie den Einstieg geschafft haben

Der Einstieg in eine Kreislaufwirtschaft wird für viele Unternehmen perspektivisch immer wichtiger. Doch wie kann dies gelingen und wie können die zahlreichen Herausforderungen gemeistert werden?
Am 11.02.2025 waren rund 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu Gast im Technologie- und Wissenszentrum der Follmann Chemie GmbH in Minden, um nach einer Betriebsführung drei spannenden Praxisbeispielen zu folgen.

Das Familienunternehmen Follmann ist richtungsweisend bei der Entwicklung, Herstellung und dem Vertrieb von Spezialchemikalien für die verarbeitende Industrie sowie bei Abdichtungssystemen und Markierungswerkstoffen für den Baubereich.  
Das Unternehmen wurde 1977 in Minden mit 40 Mitarbeitern gegründet. Heute setzt sich die Unternehmensgruppe aus der Betriebs- und Servicegesellschaft Follmann Chemie und den beiden Vertriebs- und Entwicklungsgesellschaften Follmann und Triflex zusammen und beschäftigt mittlerweile mehr als 1000 Mitarbeiter. 

Bei einem Werksrundgang mit Besichtigung der neuen Produktionsstätte konnten wir mehr über die Produkte, Dienstleistungen, Nachhaltigkeitsziele und Qualitätsstandards der Follmann Chemie erfahren. Es wurde dabei sehr deutlich, dass die Produktion nicht nur einen Technologiesprung vollzog, sondern auch, das Engagement von Follmann, seine Wettbewerbsfähigkeit auf dem Markt zu stärken. Durch die Integration modernster Technologien und Produktionsmethoden wurden Kapazitäten erhöht und die betriebliche Effizienz optimiert, um Kunden kürzere Lieferzeiten und eine bessere Qualität zu garantieren. Die Produktionsanlagen stehen im Einklang mit der nachhaltigen Ausrichtung von Follmann und unterstreichen das Bekenntnis zum Standort Minden.
Follmann hat vor 25 Jahren – als eines der ersten Unternehmen in der Chemiebranche -eigene Umweltmanagement-Normen eingeführt. Seitdem ist viel passiert, doch die Leitidee zum Thema Nachhaltigkeit hat sich nicht geändert: Nachhaltigkeit ist der Pfad zum Erfolg.  

Bettina Stolt, Nachhaltigkeitsmanagerin bei Triflex GmbH & Co. KG, Minden führte in die Thematik der Nachhaltigkeitsstrategie der Follmann Chemie Gruppe ein. Sie erläuterte, welche Bedeutung das Thema Kreislauffähigkeit darin hat. Diese Strategie ist gleichgesetzt mit der Zukunftsfähigkeit des Unternehmens und Grundlage für die gruppenweite Vision: „Gemeinsam machen wir den Unterschied mit Lösungen, die Zukunft schaffen“. Durch Workshops, Online-Umfragen und vielen Stakeholder-Gesprächen wurde die zukunftsweisende Strategie zusammen mit der Geschäftsführung und mehr als 60 Kollegen entwickelt.  Ergebnis:  Kreislauffähigkeit, Umweltverantwortung und Gesundheit & Wohlbefinden stehen jetzt bei allen Prozessen im Unternehmen im Fokus. Am Beispiel der Bauindustrie wurde dabei deutlich, dass die CO2-Einsparung durch langlebige Produkte (Lebensdauer größer als 40 Jahre) mit wenigen bzw. keinen Sanierungszyklen (R4 Repair) auch ein Aspekt der Kreislaufwirtschaft ist (R2 Reduce) und je nach Anwendung in den Vordergrund rücken kann.

Wolfgang Wäntig & Stefan Dierks, Direktoren Nachhaltigkeit bei der Melitta Gruppe, Minden gaben spannende Einblicke in das Social Business „Fair Recycled Plastic“ in Bagalore/Indien. Dort lebende Waste Picker (Abfallsammler) Gemeinschaften bestreiten ihren Lebensunterhalt überwiegend mit dem Verkauf gesammelter und vorsortierter Plastikabfälle. Das Melitta Tochterunternehmen Cofresco recycelt diese Abfälle vor Ort und nutzt das Rezyklat u.a. für die Produktion seiner Abfallbeutel der Marke Swirl. Durch die Unterstützung der Waste Pickers mit Krediten, fairen Preisen, Schule & Bildung und nicht zuletzt mit einem mobilen Gesundheitsschutz konnte die Lebenssituation vieler Menschen nicht nur kurzfristig verbessert werden.
Auch durch weitere Maßnahmen wie dem regenerativen Kaffeeanbau, neuen Stoffkreisläufen für Filterpapierabschnitte, Reparaturansätze für Kaffeemaschinen sowie neuen Mietmodellen für Kaffeevollautomaten konnte deutlich gemacht werden, dass zirkuläres Wirtschaften nur in der Gemeinschaft geht. “Wir müssen es gemeinsam tun”

Dr. Holger von der Emde, geschäftsführender Gesellschafter bei Ornamin-Kunststoffwerke GmbH & Co. KG beeindruckte mit einer Fülle von Einsatzmöglichkeiten für Kunststoff-Mehrweggeschirr und funktionierenden Rücknahmesystemen. Seit über 20 Jahren wird sich im Unternehmen mit dem kontinuierlichen Prozess der Kreislaufwirtschaft beschäftigt. Auch hier wird auf Langlebigkeit der Produkte großen Wert gelegt, Wegwerf- oder Einwegprodukte werden komplett ausgeschlossen. Die Frage “Ist das Produkt wirklich nötig” rückt immer wieder in den Vordergrund des Handels.
Weitere Ansatzpunkte sind Zero-Waste-Produkte, sowie schon in der Produktion die sorten- und farbenreine Trennung von Ausschuss und dessen Wiederverwertung im eigenen Unternehmen. 

Die Möglichkeit zum gemeinsamen Netzwerken rundete die Veranstaltung ab.

Eine gemeinsame Veranstaltung von InnoZent OWL e.V. (Projekt: CE:FIRE – zirkulär.frugal.regenerativ), dem Kreis Minden-Lübbecke, der wfg im Kreis Herford, der IHK Ostwestfalen zu Bielefeld, der IHK Lippe zu Detmold sowie der Effizienz-Agentur NRW.

Das Projekt CE:FIRE zirkulär.frugal.regenerativ wird mit finanzieller Unterstützung der Europäischen Union und des Landes NRW durchgeführt. 

Ansprechpartner

Franziska Kley

Projekt CE:FIRE

Telefon: +49 5251 2055 - 920

E-Mail

Ulrike Künnemann

Zirkuläre Wertschöpfung, Digitalisierung
Projektentwicklung

Telefon: +49 5251 2055 - 915

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