Die ostwestfälisch-lippische „Peer Group EU-Taxonomie“ kam am 25.04.2023 bereits zum vierten Mal zusammen, dieses Mal bei der Ecclesia Gruppe in Detmold.
Das Treffen vervollständigte das Gesamtbild zur höchst relevanten „EU-Taxonomie-Verordnung“, wenngleich diese in unterschiedlicher Geschwindigkeit auf die Unternehmen in OWL zukommen mag. Daher war der branchenübergreifende Austausch relevanter ostwestfälisch-lippischer Wirtschaftsakteure für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein absoluter Gewinn. Gestartet im ersten Halbjahr 2022 gewährte das im Thema bereits höchst aktive Unternehmen DMG Mori einen ersten „Deep Dive“, auf der zweiten Station gab es bei Seidensticker eine weitere intensive Unternehmensperspektive, bei der Volksbank Bielefeld-Gütersloh eG anschließend den Blick aus der und in die Banken- und Finanzbranche und abschließend nun bei der Ecclesia Gruppe ein detailliertes Update aus der Versicherungswirtschaft.
Die Nachhaltigkeits-Strategie der Ecclesia Gruppe
Denny Tesch, CFO der Ecclesia Gruppe, stellte das Unternehmen vor. Seit 1909 ist die Ecclesia Gruppe am Hauptstandort Detmold als Versicherungsvermittler und -makler tätig. Einer der Schwerpunkte von Ecclesia liegt in den sogenannten traditionellen Geschäftsfeldern Kirche, Sozialwirtschaft und Gesundheitswesen. Darüber hinaus betreut die Ecclesia Gruppe zahlreiche Industriekunden – vom börsennotierten Großkonzern bis zu mittleren und kleinen Unternehmen. Mit kirchlich-sozialen Gesellschaftern – EKD, Diakonie, Caritas Verband sowie der Paritätische Gesamtverband – ist Ecclesia seit jeher auf „unbedingte Nachhaltigkeit“ in seiner Produkt- und Finanzpolitik eingestellt. Internationales Wachstum, Unternehmenssteuerung sowie Personalstrategie sind langfristig und nachhaltig ausgelegt. Mit heute ca. 2.500 Beschäftigten, die in der Regel schon lange im Unternehmen sind, und 2,7 Mrd. Prämienvolumen ist das Unternehmen ein echter Hidden Champion in der Region Ostwestfalen-Lippe – und stolz auf langjährige, stabile Kunden- und Partnerbeziehungen sowie langjährige Mitarbeiterbindung.
Daher basiert die ESG (Environment, Social und Governance)-Strategie der Ecclesia Gruppe auf vier zentralen Perspektiven und Handlungsfeldern:
- Investorenperspektive: Im Fokus sind z.B. ESG-konforme Investments, u.a. für direkte Unternehmensbeteiligungen oder den vollständigen Erwerb von Unternehmen.
- Vermittlerperspektive: Im Mittelpunkt sind Anforderungen der Kunden und Partner. Besonders hervorzuheben sind hier Investitionen in Schadensprävention und Risikoberatung.
- Unternehmensperspektive sowie
- Arbeitgeberperspektive: Hier nimmt die Ecclesia Gruppe eine ganzheitliche Betrachtung von Nachhaltigkeit nach innen und nach außen vor, um verschiedene ESG-Aspekte und Maßnahmen der Nachhaltigkeit ganzheitlich anzugehen und in der Unternehmenskultur zu verankern.
Die eigenen Ansprüche des Unternehmens wurden beispielweise äußerlich im neuen Erweiterungsbau am Standort Detmold umgesetzt. Dieser umfasst 280 Arbeitsplätze und ein hochmodernes Konferenzzentrum. Ferner sind in dem Gebäudeteil auch Sporträume untergebracht. Die Ecclesia Gruppe bietet ihren Mitarbeitenden seit langem schon eigene Fitness-Kurse an. Etwa 30 Prozent der neuen Büroflächen sind als kommunikationsfördernde „Open-Space“-Bereiche angelegt, in denen Mitarbeitende aus unterschiedlichen Bereichen gemeinsam an Projekten arbeiten können. Wichtig war insbesondere auch eine ressourcenschonende und nachhaltige Bauweise. Durch den Einbau eines speziellen Energiebodens und weiterer technischer Innovationen erfüllt das Gebäude den KfW-70-Standard und übertrifft damit die geforderten Energie-standards deutlich. Auf dem Dach ist – wie auf den übrigen Ecclesia-Gebäuden auch – eine Photovoltaikanlage installiert, die 30.000 Kilowattstunden Leistung erbringt. Darüber hinaus benötigter Strom und Heizenergie sind CO2-neutral (Detmolder KlimaStrom).
ESG-Kriterien als Teil einer integrierten Strategie sind im eigenen Betrieb steuerungsmäßig einfacher anwendbar. Komplexer wird es jedoch, wenn die externen Stakeholder einbezogen werden. Was machen und was wollen unterschiedliche Kunden in Bezug auf ESG? Was können diverse Kooperationspartner hinsichtlich ESG-Lösungen anbieten? Welche langfristigen Auswirkungen werden ESG-Kriterien und -Regulatorik auf Versicherungsgeber und somit auf das Versicherungsportfolio haben?
ESG wie auch CSR (Corporate Social Responsibility) sind zunehmend ausschreibungsrelevante Faktoren, Kunden fragen immer öfter nach den entsprechenden Lösungen. Diese Entwicklungen führten zu einer Erweiterung der Produktpalette und der Kooperationspartnerschaften der Ecclesia Gruppe, insbesondere in der Schadenprävention können z.B. in Bezug auf Fuhrparkmanagement Software- oder Telematik-Lösungen in Anspruch genommen werden, wodurch gerin-gere Schäden und/oder selteneres Eintreten von Schäden erwartet wird. Für Gebäude gibt es ebenfalls moderne Sensorik-Lösungen, um beispielweise Feuchtigkeits- und Wasserschäden zu vermeiden. Auch die Risikoabschätzung in puncto Klima ist höchst betriebsrelevant: So gibt es beispielsweise ein fortlaufendes Monitoring von Daten über außergewöhnliche Wetterereignisse wie Stürme, Hagel etc. zur Erstellung eigener Klimadatenbanken.
In der Versicherungsbranche, so Olga Drisch, zuständig für das Nachhaltigkeitsmanagement der Gruppe, werden Geschäftsprozesse und Kapitalanlagen zunehmend klimaneutral, und Risiken nachhaltigkeitsrelevant fokussiert. Mittelfristig wird eine klare ESG-Ausrichtung auch in der Zeichnungspolitik, in den Produkten sowie in der Schadensregulierung erwartet. Transparenz und datenbasierte Forschung /Datenaustausch zu Naturkatastrophen und Klimarisiken werden dabei an Bedeutung gewinnen. Wie auch im Bankenwesen ist die Herangehensweise der einzelnen Anbieter in der Versicherungsbranche bislang noch von einer gewissen Individualität mit Blick auf Kriterien und Ratings geprägt. Aber auch hier wird damit gerechnet, dass sich auf Dauer branchengültige Standards entwickeln werden.
„Die nicht-finanzielle Berichterstattung inkl. EU-Taxonomie wird sich weiterentwickeln und verschärft werden: Je mehr Berichte aus unterschiedlichen Branchen verfügbar sind, desto klarer werden die Anforderungen des Gesetzgebers“, so Olga Drisch.
Das fünfte Treffen der Peer Group wird am 13. November 2023 bei Melitta in Minden stattfinden.
Die Peer Group zur EU-Taxonomie wird gemeinsam vom CSR-Kompetenzzentrum OWL, InnoZent OWL e.V. und der WEGE Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft Bielefeld mbH organisiert.
Das CSR-Kompetenzzentrum OWL bei der GILDE Wirtschaftsförderung Detmold unterstützt kleine und mittelständische Unternehmen in OWL darin, eine individuelle CSR-Strategie zu entwickeln, verantwortungsvolle Unternehmensziele zu definieren, Maßnahmen zu planen und Erfolge zu kommunizieren. Mehr Informationen
InnoZent OWL e.V. ist ein Technologienetzwerk für nachhaltige Unternehmensentwicklung. Ca. 70 Unternehmen, Hochschulen, Forschungseinrichtungen und wirtschaftsnahe Organisationen engagieren sich in unserem Netzwerk für die Suche und Anwendung neuer Technologien für innovative Produkte und Dienstleistungen in einem kooperativen Umfeld.
Die WEGE mbH unterstützt als Bielefelder Wirtschaftsförderungseinrichtung Unternehmen auf dem Weg zur grünen Transformation.
Weitere Informationen auf: Das kommt aus Bielefeld | Green Stories (das-kommt-aus-bielefeld.de)