5. Treffen der Austauschplattform zirkuläre B2B Elektronik

„Zirkularität bei Haushalts- und Gewerbeelektronikgeräten“

Die Austauschplattform „Zirkuläre B2B Elektronik“ war am 25. Oktober 2023 für ihr fünftes Treffen zu Gast bei Miele in Gütersloh. Über 30 Vertreterinnen und Vertreter von Herstellern, Entsorgern, Hochschulen und Forschungseinrichtungen, von Netzwerken und Verbänden aus der Region und NRW sowie des Umwelt- und Wirtschaftsministeriums (MUNV) NRW nahmen am Netzwerktreffen teil. Diesmal ging es um Zirkularität bei Haushalts- und Gewerbeelektronikgeräten.

Die Miele & Cie. KG ist ein deutscher Premiumhersteller von Haushalts- und Gewerbegeräten mit Sitz in Gütersloh. Die Produkte werden weltweit in rund 100 Ländern vertrieben. Größter Markt ist Deutschland mit 28 Prozent Umsatzanteil (Stand 2022). Miele unterhält acht Produktionsstandorte in Deutschland, je ein Werk in Österreich, Tschechien, China, Rumänien und Polen sowie die zwei Werke der italienischen Medizintechnik-Tochter Steelco Group und hat über 23.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weltweit.

2022 hat Miele drei Versprechen für nachhaltiges Handeln gegeben. Zusammen mit der Nachhaltigkeitsstrategie weisen diese den Weg für nachhaltige Geschäftsentscheidungen. Dabei arbeitet Miele kontinuierlich daran, Nachhaltigkeit zu einem essenziellen Bestandteil in jeder Phase des Produktlebenszyklus̕  zu machen - in der gesamten Wertschöpfungskette und insbesondere in der Nutzungsphase bei Kundinnen und Kunden. Unter dem Motto „Geräte herstellen, die keine Spuren hinterlassen“ ist es der selbstformulierte Anspruch, die besten Produkte und Dienstleistungen mit den geringstmöglichen Auswirkungen auf die Umwelt zu entwickeln – mit dem Ziel, dass diese zukünftig vollständig CO2-neutral sind. Um Abfall zu vermeiden, gibt Miele alten Geräten neues Leben. Ziel ist es, eine zirkuläre Wertschöpfungskette mit Net-Zero Waste zu erschaffen, in der alle Materialien, die in den Geräten verwendet werden, am Ende ihres Lebenszyklus̕ in den Kreislauf zurückkehren. 

Dr.-Ing. Jonas Hüther, Circularity & Longevity Manager und Lars Thielking, Director Production Smart Home/Electronics bei Miele, stellten konkrete Beispiele vor. So entwickelt Miele materialsparende Komponenten wie ein Bodenmodul aus Spritzguss für Wäschetrockner. Zur Herstellung setzt das Unternehmen ein spezielles Aufschäumverfahren ein, für das Miele 2022 als einziger Hausgerätehersteller den TecPart Innovationspreis erhielt. Im Zusammenspiel mit einer Optimierung des Moduls können nun bis zu 30 Prozent Material eingespart werden. Das sind pro Jahr mehrere hundert Tonnen Granulat.

Ein anderes Beispiel ist das Pilot-Recycling von Einschubkästen bei Waschmaschinen. Hier stehen eine Grundlagenuntersuchung zur Regranulierung und einer erneuten Nutzung der Kunststoffe im Vordergrund sowie die Frage, ob die erhaltenen Rezyklate dem Vergleich mit Neuware-Material standhalten können. Auch Rezyklate müssen den hohen Anforderungen der Materialauswahl bei Miele genügen, um die Langlebigkeit der Produkte zu gewährleisten. Eine weitere Reverse-Logistik-Herausforderung dieser Pilotphase war die geringe Verfügbarkeit von Altgeräten auf Wertstoffhöfen und bei Wiederaufbereitern. Ein wichtiger Aspekt der Produkttransformation ist auch die Frage, wie Kundinnen und Kunden im täglichen Leben mit den Geräten umgehen.

Wie andere Unternehmen auch steht Miele bei der Umsetzung einer Circular-Economy-Strategie großen Herausforderungen gegenüber, wie z.B. nach wie vor linearen Konsummustern, dem Wunsch nach einer ständigen Verfügbarkeit von Produkten, einem großem Produktportfolio, einer hohen Materialvielfalt, einer weltweiten Nutzung und vielen Ländervarianten sowie Abhängigkeiten in der Lieferkette. Darüber hinaus entsteht der überwiegende Anteil der CO2-Emissionen nicht bei der Herstellung der Produkte, sondern während ihrer Nutzung im Haushalt.


Auch Fragen mit Bezug auf

  • Technologie-Lücke: Wie schaffen wir es, das Lebensende eines Gerätes besser mitzudenken? 
  • Design4Recycling: Welche strategischen Partner müssen zusammenkommen, um Kreisläufe vollständig zu schließen?
  • Verfügbarkeit: Wie lassen sich ausreichende Mengen hochwertigen Rezyklats aus dem WEE Strom gewinnen?
  • Regularien: Was muss sich regulatorisch tun, um europäisch besser zusammenarbeiten zu können?

stellen eine Herausforderung für die Umsetzung einer Circular Economy dar. Letztlich bleibt die Gretchenfrage, wie zukünftige Geschäftsmodelle angesichts von Leasing, Sharing und Reparatur entwickelt werden können.

Cornelius Laaser vom MUNV NRW gab einen Ausblick auf den Stand der Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie sowie der aktuellen Online-Beteiligungsmöglichkeit für Verbände und Organisationen. Gute Möglichkeiten, Pilot- und Forschungsprojekte zusammen mit unterschiedlichsten Akteuren umzusetzen, bieten die aktuellen EFRE-Förderprogramme. 

Gabriele Paßgang von der Effizienz-Agentur NRW verwies auf die vielfältigen kostenfreien Beratungsangebote im Bereich der Ressourceneffizienz und gab einen Ausblick auf die ab 2024 geplanten Unterstützungsleistungen für Kooperationszusammenschlüsse.

Abgerundet wurde der Nachmittag durch eine Führung im Bereich der Leiterplattenbestückung.


Wie geht es weiter?
Der Austausch der ersten vier Treffen hat mittlerweile Früchte getragen:

1. Astrid Burschel von WAGO stellte die Idee einer treuhänderischen Materialgenossenschaft zur Rücknahme von definierten Materialen und Produktionsabfällen/-rückständen und weiteren Aktivitäten im Sinne der zirkulären Wertschöpfung vor. Diese Idee wurde bereits mit den Unternehmen Weidmüller (Marc Edler) und HARTING (Achim Schier) als Partnern abgestimmt. Weitere Interessenten sind herzlich willkommen! Ansprechpartnerin ist Astrid Burschel.

2. Thomas Mager vom Fraunhofer IEM bietet an, gemeinsame Ideen zur Produktmodularisierung zu entwickeln. Dieses Thema wird auch in Form eines Workshops zusammen mit Fraunhofer IEM, dem Mittelstand-Digital-Zentrum Ruhr OWL und InnoZent OWL im März 2024 weiterverfolgt.

3. Dr.-Ing. Marc Hesse von der Universität Bielefeld hat zusammen mit Dr. Eberhard Niggemann von Weidmüller eine reverse Logistikidee zur Rückführung von elektronischen Produkten entwickelt. Auch hier sind weitere Interessenten willkommen.

4. Isa Fetaj von der demotronic GmbH in Espelkamp lädt dazu ein, sich Elektronikrecycling vor Ort anzuschauen. Entsprechende Exkursionen werden im Mai / Juni 2024 von InnoZent OWL organisiert.

Das 6. Treffen findet am Donnerstag, 07. März 2024 statt. Gastgeber ist die WAGO GmbH & Co. KG in Minden.

Über die Austauschplattform „Zirkuläre B2B Elektronik“
Die neu initiierte Austauschplattform zirkuläre B2B (Business to Business) Elektronik zielt darauf ab, relevante Akteursgruppen auf NRW-Ebene zusammenzubringen, notwendige Rahmenbedingungen, Herausforderungen und Umsetzungshemmnisse im industriellen Elektronikbereich zu identifizieren und mit Blick auf konkrete Handlungsbedarfe zu diskutieren. Vor diesem Hintergrund treffen sich Akteure aus dem B2B Elektronikumfeld - Hersteller, Entsorger, Verbände / Multiplikatoren, Wissenschaft & Forschung und NRW-Ministerien.

Mehr zur Austauschplattform finden Sie hier

Die Initiative wird getragen von InnoZent OWL e.V., in Zusammenarbeit mit dem Mittelstand-Digital Zentrum Ruhr-OWL, der Fachhochschule Bielefeld / CirQuality OWL und den Ministerien für Umwelt, Naturschutz und Verkehr sowie für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen im Rahmen des Runden Tisches Zirkuläre Wertschöpfung NRW.

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Das Mittelstand-Digital Zentrum Ruhr-OWL gehört zu Mittelstand-Digital. Mit dem Mittelstand-Digital Netzwerk unterstützt das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz die Digitalisierung in kleinen und mittleren Unternehmen und dem Handwerk.

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