Peer Group zur EU-Taxonomie zu Gast bei der Seidensticker Group in Bielefeld

Mit der EU-Taxonomie entsteht ein äußerst komplexes Rahmenwerk für nachhaltige wirtschaftliche Aktivitäten und Investitionen. Viele Unternehmen und Finanzakteure in OWL setzen sich bereits intensiv mit den neuen rechtlichen, strategischen und organisatorischen Anforderungen der Taxonomie auseinander. Zum zweiten Austausch über die EU-Taxonomie trafen sich am 29. September 2022 bei Seidensticker in Bielefeld die Vorstandsmitglieder, Geschäftsführungen, Vice Presidents und weitere Verantwortliche für Finanzen, Compliance und Nachhaltigkeit ausgewählter OWL-Unternehmen, Banken und Versicherungen. 
 

Nach einer Betriebsbesichtigung mit Nicole Seidensticker-Delius gab Geschäftsführer Frank Seidensticker den Anwesenden Einblicke in die mehr als 100-jährige Geschichte und heutige Geschäftsentwicklung des international tätigen Familienunternehmens. Zum Nachhaltigkeitsmanagement berichtete Nico Kemmler, der als Head of Corporate Responsibility (CR) seine Erfahrungen mit eigens geschaffenen Strukturen wie dem CR-Stab und CR-Gremium im Unternehmen schilderte. Bis zu 125 Firmen seien in der gesamten Wertschöpfungskette an der Herstellung eines Hemdes beteiligt, weshalb CR-Instrumente wie ein Code of Conduct, die Policy of Seidensticker Group, ein umfassendes Lieferanten-Onboarding samt Evaluierung und Besuche vor Ort in den Partnerländern die Sorgfaltspflichten in der Unternehmenspraxis untermauern. 

Frank Seidensticker und Nico Kemmler geben den Teilnehmenden einen vertieften Einblick in die Nachhaltigkeitsstrategie der Seidensticker Gruppe
Bilder: CSR-Kompetenzzentrum OWL

 

„Vieles geht nur gemeinsam,“ unterstrich ein Teilnehmer die Erkenntnis, die sich zu mehr Zusammenarbeit zwischen staatlicher Seite und Unternehmen gerade auch durch das Lieferkettengesetz stärker durchsetze. Neben der Textilbranche entwickelten sich so bereits gemeinsame Initiativen auch im Bereich Kakao und Kaffee. Wie nachhaltigkeitsorientierte und kreislauffähige Gesetze sowie weitere Entwicklungen rund um die EU-Taxonomie zum Umdenken und Handeln im eigenen Unternehmen beitragen, wurde anhand eigener Erfahrungen diskutiert. Gleichzeitig seien zunehmend Kunden die treibende Kraft für mehr Nachhaltigkeitsnachweise, wie etwa die eigene CO2-Bilanzierung. Ein Teilnehmer bezeichnete das eigene Produktportfolio entsprechend als „Enabler für Nachhaltigkeit beim Kunden“. Die Kunden beim Nachhaltigkeitsmanagement partnerschaftlich zu begleiten und mit zu entwickeln, sahen auch die Verantwortlichen der OWL-Finanzakteure als eigenen Anspruch und für ihr zunehmend im Ausbau befindliches, nachhaltigkeitsorientiertes Angebot.  
Bedarfe und Hürden hinsichtlich EU-Taxonomie und weiteren Berichtspflichten zur unternehmerischen Verantwortung und Nachhaltigkeit zeigten sich vor allen in den noch unklar gebliebenen Rahmenbedingungen einerseits des Gesetzgebers. Aber auch hinsichtlich der Erwartungen von Kreditgebern und Versicherern, wo die durch die Taxonomie festgelegten Standards künftig auch bei Finanzierungs- und Versicherungsprodukten greifen werden. Welche Nachhaltigkeitsdaten aus den Unternehmen sind für welche Anforderungen von Gesetzgeber, Kunden und Finanzpartnern erforderlich? Mit welchem Corporate-Governance-System lassen sie sich gerade in großen und international tätigen Unternehmen einheitlich und auditierungssicher ermitteln? 
Die Peer Group zur EU-Taxonomie ist dementsprechend beim nächsten Treffen im Januar 2023 bei einem OWL-Kreditinstitut zu Gast. Ein Teilnehmer zitierte dazu eine Aussage aus der bundesdeutschen Bankenbranche: „Kreditwürdigkeit zählt morgen nur noch 50 Prozent, die anderen 50 Prozent sind Nachhaltigkeit.“
 

Die Peer Group zur top-aktuellen EU-Taxonomie-Verordnung zu Gast bei Seidensticker
Bild: CSR-Kompetenzzentrum OWL

 


Die Peer Group zur EU-Taxonomie wird gemeinsam von CSR 4.0 | CSR-Kompetenzzentrum OWL, InnoZent OWL e.V. | CirQuality OWL und der WEGE Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft Bielefeld mbH organisiert.

CSR 4.0 - Digitalisierung und Unternehmensverantwortung ist ein Projekt des CSR-Kompetenzzentrums OWL. Es unterstützt kleine und mittelständische Unternehmen in OWL darin, eine individuelle CSR-Strategie zu entwickeln, verantwortungsvolle Unternehmensziele zu definieren, Maßnahmen zu planen und Erfolge zu kommunizieren. Mehr: https://www.csr-kompetenz.de 

Im Mittelpunkt von CirQuality OWL stehen die Potenziale der Zirkulären Wertschöpfung (zW / Circular Economy), d.h. Produkte, Bauwerke, Bauteile oder Materialien werden von Anfang an so konzipiert, dass sie in stetigem Kreislauf eingesetzt werden können. Mehr: https://www.cirqualityowl.de 

WEGE Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft Bielefeld mbH: https://wege-bielefeld.de

Die Projekte CSR 4.0 | CSR-Kompetenzzentrum OWL und CirQuality OWL werden aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) sowie des Landes NRW gefördert.