Nachlese Peer Group EU-Taxonomie bei der Volksbank Bielefeld-Gütersloh eG

Die Peer Group zur aktuellen EU-TaxonomieVerordnung zu Gast bei der Volksbank Bielefeld-Gütersloh eG
Bild: Volksbank Bielefeld-Gütersloh eG
Am 18. Januar 2023 trafen sich erneut Vertreter:innen namhafter OWL-Unternehmen, um sich über die aktuellen Trends und Herausforderungen hinsichtlich der EU-Taxonomieverordnung zu informieren und auszutauschen, dieses Mal mit der Expertise einer regional verankerten Bank – der Volksbank Bielefeld-Gütersloh eG.
Im Zuge des European Green Deals entsteht mit der EU-Taxonomie ein äußerst komplexes Rahmenwerk für nachhaltige wirtschaftliche Aktivitäten und Investitionen. Viele Unternehmen und Finanzakteure in OWL setzen sich bereits intensiv mit den neuen rechtlichen, strategischen und organisatorischen Anforderungen der Taxonomie auseinander.
Das demokratisch und faire Genossenschaftsprinzip sei ja schon per se nachhaltig aufgrund seines sozialen Ursprungs sowie der Regionalität und stecke in der DNA der Volksbank Bielefeld-Gütersloh, leitete Volksbank Vorstandsmitglied Ulrich Scheppan das Treffen ein.
Dr. Marc Barrantes, CFO der Seidensticker Gruppe, folgte mit einem Impuls zum Thema „Sustainable Finance“, der bisheriges Denken neu aufstellt. Grundsätzlich sind Managerinnen und Manager Agenten, deren persönliche Präferenz für CSR unerheblich ist. Entscheidend ist, dass Nachhaltigkeit nur bei intrinsischer Motivation der Shareholder erfolgreich umsetzbar ist. Die bisherige Inkompatibilitätsannahme - Shareholder Value und gesellschaftliche Ziele sind nicht vereinbar – wird durch Studien widerlegt. Diese zeigen einen empirischen Zusammenhang von Verbesserungen in ESG-Ansätzen und „Asset efficency ratios“. Auch die Aversionsannahme - Shareholder und Investoren sind gegenüber umfassenderen (breiteren) Unternehmenszielen abgeneigt – ist so nicht mehr haltbar. Es gibt ein steigendes Interesse an ESG von Investoren und Banken und auch die Verbraucherstimmung hat sich nachhaltig verändert. Daher sollten / müssen Unternehmen ihre Ansätze anpassen bzw. neu ausrichten. „The purpose of the corporation should be „to produce profitable solutions to the problems of people and planet, and not to profit from producing problems for people or planet.“ Diese Ansätze ignorieren weder die Profitabilität noch das Thema Shareholder Value.
Nicole Rüping, Spezialistin Treasury, Nachhaltigkeitsbeauftragte, Mitglied des Anlageausschusses NachhaltigkeitsInvest sowie Mitglied des bankeigenen Kompetenzboards „Grün“ bei der Volksbank Bielefeld-Gütersloh eG, stellte die Fragen „Woher kommen wir?“ und „Wohin wollen wir gehen?“ in den Fokus ihres Impulses zur EU-Taxonomie aus Sicht der Genossenschaftsbank.
Bereits gesetzt ist: Die Volksbank Bielefeld-Gütersloh veröffentlicht seit 2017 einen Nachhaltigkeitsbericht, hat seit zwölf Jahren ein grünes Geschäftsfeld etabliert und ist ein „Early bird“ mit dem eigenen Fonds „NachhaltigkeitsInvest“, daher ist das Thema bereits fest verankert.
Für die Volksbank ist Nachhaltigkeit ein strategisches Zukunfts-Fokusfeld mit Verankerung in allen Geschäftsfeldern: in Querschnittsthemen, im Geschäftsbetrieb und im Kerngeschäft. Nachhaltigkeit im Kreditgeschäft bedeutet einen Paradigmenwechsel und stellt die Banken im Bereich der Ratings vor spannende Herausforderungen. Dabei sei zu erwarten, das ESG-Ratings zukünftig mit Bonitätsratings verschmelzen. Welche Kriterien (der Taxonomie plus SDG oder 1,5-Grad-Ziel) sind wie zu prüfen? Dies setzt auch die Finanzaufsichtsbehörde BaFin unter Druck, die regulatorischen Anforderungen in Form zu gießen. Viele technische Fragen zur Nachweis- und Datensammlung wie auch Begriffsdefinitionen, z.B. für Übergangsfinanzierung oder Konformitätsprüfung, müssen erst gefunden werden. Nicht zuletzt müssen die Nachhaltigkeitsberichte der Unternehmen erst einmal digital lesbar gemacht werden.
Vielfältige Fragen aus dem Teilnehmer:innen-Kreis wie „Wie beurteilen Bafin und deutsche Banken Mindestrisikomanagement-Anforderungen? Wie sehen europaweite Lösungsansätze aus? Wie geht die Volksbank mit Ratings um, was sind Ratings wert? Was bringen Branchenratings? Wie können Indikatoren bis in die Lieferketten nachgewiesen werden? Und was bedeutet es, wenn Unternehmen im Scope 3 Bereich keinen Einfluss nehmen können?“ verdeutlichten, wie eng das Finanz-/ Bankenwesen und die Wirtschaft an der zukünftigen Umsetzung der EU-Taxonomie zusammenarbeiten werden und müssen.
Die OWL-Peer Group zur EU-Taxonomie beschäftigt sich beim nächsten Treffen im April 2023 mit der Versicherungsperspektive.
Die Peer Group zur EU-Taxonomie wird gemeinsam vom CSR-Kompetenzzentrum OWL, InnoZent OWL e.V. und der WEGE Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft Bielefeld mbH organisiert.
Das CSR-Kompetenzzentrum OWL unterstützt kleine und mittelständische Unternehmen in OWL darin, eine individuelle CSR-Strategie zu entwickeln, verantwortungsvolle Unternehmensziele zu definieren, Maßnahmen zu planen und Erfolge zu kommunizieren. Mehr: https://www.csr-kompetenz.de
InnoZent OWL e.V. ist ein Technologienetzwerk für nachhaltige Unternehmensentwicklung. Ca. 70 Unternehmen, Hochschulen, Forschungseinrichtungen und wirtschaftsnahe Organisationen engagieren sich in unserem Netzwerk zur Suche und Anwendung neuer Technologien für innovative Produkte und Dienstleistungen in einem kooperativen Umfeld. Mehr: www.innozent-owl.de
WEGE Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft Bielefeld mbH: https://wege-bielefeld.de