Warum Digitalisierung ohne interne Kooperationskultur scheitert?!

Die Teilnehmer der Podiumsdiskussion: (v.l.) Michael Kemkes, InnoZent OWL e.V., Paderborn; Tim Behrendt, Dexa Consult GmbH, Lünen; Jan Patrick Helmchen, noventum consulting GmbH, Münster; Dr. Kurt Smit, Kottmann & Partner, Paderborn.


Dieses Thema schien den Nerv von vielen getroffen zu haben. Rund 80 Zuhörerinnen und Zuhörer ließen sich durch einen spannenden Vortrag inspirieren und diskutierten anschließend mit den Podiumsteilnehmern.

Dr. Friedrich Keine, Vorstand der VerbundVolksbank OWL eG, machte bei seiner Begrüßung deutlich, in welchen Veränderungsprozessen sich das eigene Unternehmen gerade befindet und weshalb Kooperationskultur auch für die VerbundVolksband aktuell eine wichtige Rolle spielt.

  • „Stellen Sie sich vor, dass Ihre Mitarbeiter intrinsisch motiviert sind, sich gegenseitig unterstützen, gerne zur Arbeit gehen, Ihr Unternehmen weiter empfehlen, weniger krank sind, unternehmerisch denken und handeln sowie Lust auf Neues haben - eine Vision oder im praktischen Unternehmensalltag erreichbar?“

Mit dieser Frage führte Dr. Kurt Smit von Kottmann & Partner aus Paderborn in die Notwendigkeit einer Kooperationskultur ein.

Er stellte die vier Kooperationstypen vor

  • Selbstloser Geber
  • Fremdbezogener Geber
  • Tauscher und
  • Nehmer

Selbstlose Geber unterstützen andere immer, weil sie ausgesprochen harmoniebedürftig sind und Angst vor Konflikten haben. Fremdbezogene Geber unterstützen andere, lassen sich aber nicht ausnutzen. Ein Tauscher unterstützt andere, wenn er mindestens seinen Einsatz zurückbekommt. Und der Nehmer versucht für sich, das Maximum auf Kosten anderer heraus zu holen.

  • Für viele überraschend war das Ergebnis, welcher Kooperationstyp letztlich in puncto Karriereerfolg und Zufriedenheit am erfolgreichsten ist. Dies ist der fremdbezogene Geber, der sein Wissen teilt, ohne sich ausnutzen zu lassen und damit über ein verlässliches Netzwerk verfügt.

Dies gilt nicht nur auf individueller Ebene sondern auch für Unternehmen. Auf Grundlage der Spieltheorie und wissenschaftlicher Untersuchungen konnte eindeutig belegt werden, dass die Produktivität eines ganzen Unternehmens steigt, wenn der Anteil der Mitarbeiter des Fremdbezogenen Gebertypens hoch ist.

Geberkulturen in Unternehmen sind nachhaltig stabil, wenn der „Schatten der Zukunft lang ist“, d.h. eine stabile Vertrauenskultur herrscht. Angst verhindert diese Geberkulturen. Für das Etablieren einer Vertrauens- bzw. Kooperationskultur sind vor allem die drei Aspekte Selbstvertrauen, Verbundenheit und Sinnhaftigkeit maßgeblich.

Und das Entscheidende – eine Kooperationskultur im Unternehmen lässt sich relativ exakt messen und muss kein bloßes Bauchgefühl sein. Dies ist in Bezug auf einzelne Mitarbeiter, Gruppen, Abteilungen und weitere Kategorien wie Geschlecht, Nationalitäten, Altersgruppen und auch Hierarchien möglich.

Tim Behrendt von der Dexa Consult GmbH aus Lünen stellte vor, warum Kooperation und Vertrauen auch für Digitalisierungsprojekte die entscheidenden Kriterien sind. Die Digitalisierung mit ihren weitreichenden Veränderungen in den Bereichen Geschäftsmodellen, Kundenreisen und Prozessen gehört zu den aktuell größten Herausforderungen von Veränderungsprojekten in Unternehmen.

  • Wer hier seine Mitarbeiter nicht überzeugen und mitnehmen kann, hat keine Chance, diesen Veränderungsprozess erfolgreich zu gestalten.

Jan Patrick Helmchen von der noventum consulting GmbH aus Münster beschrieb, was unter anderem das eigene Unternehmen in puncto Vertrauenskultur erfolgreich macht. noventum wurde von GREAT PLACE TO WORK bereits mehrfach als Bester Arbeitgeber Deutschlands ausgezeichnet. Sein Rezept lautet: Befrage strukturiert deine Mitarbeiter, vom Azubi bis zum Management und lasse sie Leuchtturmprojekte mitgestalten.

  • Für konkrete Veränderungen sollte man immer den „Dr. WaWiKS“ im Kopf haben. Erst Dringlichkeitsempfinden und Wandlungswunsch erzeugen, dann Wissen und Können vermitteln und schließlich die Ergebnisse in der Struktur der Organisation absichern.

Die Brücke zur Notwendigkeit von externer Kooperation schlug Michael Kemkes von InnoZent OWL e.V. vor. Er begleitet Unternehmen und Hochschulen bei der Beantragung und Durchführung gemeinsamer Innovationsprojekte. Eine schlechte Kooperationskultur verschlechtert dabei auch den Innovationsprozess.
 

Eingeladen hatten InnoZent OWL e.V., die VerbundVolksbank OWL eG, Kottmann & Partner, die Wirtschaftsförderungsgesellschaft Paderborn mbH, die IHK Ostwestfalen zu Bielefeld und die IHK Lippe zu Detmold am 23. Januar 2019 in die Räume der Verbundvolksband OWL eG in Paderborn.

Moderation: Ulrike Künnemann, InnoZent OWL e.V.