Circular Economy Pioniere in OWL – zu Gast bei Schüco: Welche Rolle spielen Ökobilanzen und Zertifizierungen auf dem Weg in eine Circular Economy?
Bielefeld, 22.11.2022
Gebäude, die heute erbaut werden, sind die Rohstoffdepots der Zukunft. Diese Entwicklung ist durch Lieferengpässe und Preissteigerungen im Zuge von Corona und dem Ukrainekrieg für viele Unternehmen deutlich spürbar geworden. Aber wie kann man erfolgreich zirkuläre Produkte unter linearen Bedingungen entwickeln?
Schüco ist Systemanbieter für Fenster, Türen, Fassaden und mehr und ist mit weltweit 6.330 Mitarbeitern in 80 Ländern vertreten. Schüco hat in 2014 begonnen, Fenster- und Fassadensysteme nach zirkulären Prinzipien zu designen und diese mit dem internationalen Cradle-to-Cradle-(C2C)-Standard zertifizieren zu lassen. „Nachhaltigkeit ist kein Trend, sondern eine Haltung“ bringt es Andreas Engelhardt, persönlich haftender Gesellschafter für Schüco auf den Punkt.
Worum geht es bei der Kreislaufwirtschaft?
In der Kreislaufwirtschaft (engl.: Circular Economy) bleiben Wertstoffe auch nach der aktiven Nutzungsphase ohne Qualitätsverlust erhalten: Was früher Bauschutt hieß, wird im Circular-Economy-Modell zum Grundstoff für ein neues, gleichermaßen hochwertiges Produkt. Dies ist zum Beispiel dann der Fall, wenn aus einem Fassadenelement nach der Rückführung in den Produktionskreislauf eine qualitativ gleichwertige Gebäudekomponente entsteht.

Dem wachsenden Ressourcenbedarf entgegnet die Kreislaufwirtschaft mit den Forderungen, Abfall auf ein Minimum zu reduzieren (Reduce), Produkte und Materialien wieder- und weiterzuverwenden (Reuse) und nach der aktiven Nutzungsphase wiederaufzubereiten (Recycle).

Mit Zertifizierungen Standards setzen
Schüco setzt für seine Aluminiumsysteme in puncto Kreislaufwirtschaft auf Zertifizierungen nach dem Cradle to Cradle Certified® Products Programm. Dieser Standard umfasst die fünf Kriterien Materialgesundheit der eingesetzten Inhaltsstoffe, Kreislauffähigkeit des Produktes, Nutzung von erneuerbaren Energien, verantwortungsvolles Wassermanagement und Einhaltung sozialer Standards. In der Praxis bedeutet das: Alle verwendeten Materialien müssen sich einfach demontieren, sortenrein trennen und vollständig ohne Qualitätsverlust aufbereiten lassen.
Inzwischen sind insgesamt 57 Schüco Aluminiumsysteme C2C-zertifiziert, davon 48 Systeme in Silber und weitere 9 in Bronze. Damit ist Schüco Vorreiter für die Umsetzung der Cradle-to-Cradle-Philosophie im Gebäudesektor.

Bild: Schüco
Ökobilanzen als Grundlage
Eine wesentliche Basis für die strategische Produktentwicklung sind Ökobilanzen, bzw. sogenannte Life Cycle Assessments – diese stellen eine systematische Analyse der Umweltwirkungen von Produkten während des gesamten Lebensweges dar. Die Ergebnisse können in Form einer Umweltdeklaration, der Environmental Product Decleration (EPD) oder auch dem Product Carbon Footprint (PCF) dargestellt werden.
Die Werkstoffe Aluminium, Kunststoff und Stahl zeichnen sich insgesamt durch eine hohe Langlebigkeit und Wiederverwertbarkeit aus. Kunststofffenster haben zum Beispiel eine Lebensdauer von rund 40 Jahren pro Fenster und können bis zu sieben Mal recycelt werden – mit Hilfe der Kreislaufwirtschaft kann der Werkstoff also etwa 240 Jahre verwendet werden.
Auch bei den Aluminiumsystemen sorgen eine hohe Qualität und optimale Materialstärken bei der Konstruktion für mechanische Robustheit sowie hohe Korrosionsbeständigkeit. Das gewährleistet eine lange Lebensdauer – und macht Fenster, Türen und Fassaden aus Aluminium nachhaltig.

Bild: InnoZent OWL e.V.
Kreisläufe schließen
Um die Rücknahme von Produkten für den Hersteller attraktiv zu machen und die Rückführung von Materialien in den Wertstoffkreislauf so unkompliziert wie möglich zu gestalten, braucht es vor allem funktionierende Sammel- und Rückführungssysteme. Schüco engagiert sich deshalb bereits seit vielen Jahren über die Brancheninitiativen AIUIF und Rewindo dafür, die Wertstoffkreisläufe von Aluminium beziehungsweise Kunststoff zu schließen.
Ziel des AIUIF (Aluminium und Umwelt im Fenster- und Fassadenbau) ist die nachhaltige Förderung der Entsorgung und Aufbereitung ausgebauter Bauelemente/Bauprofile, von Fenstern, Türen und Fassaden aus Aluminium zum Zweck der Materialwiederverwendung. Mitglieder in der AIUIF, zu denen auch Schüco gehört, sind Systemhäuser, Hersteller, Verarbeiter und Zulieferer aus ganz Deutschland. Die AIUIF kümmert sich um das verantwortungsbewusste Recycling ausgedienter Aluminium-Fensterprofile, die zu nahezu 100 % wiederverwertbar sind.
Rewindo ist ein Zusammenschluss der führenden deutschen Kunststoff-Profilhersteller aus den bisherigen Altfenster-Sammelsystemen von FREI und VEKA Umwelttechnik GmbH. Ziel der Rewindo ist es, die Rückführung von ausgebauten Kunststoff-Fenstern, -Türen und -Rollläden in den Wertstoffkreislauf zu steigern und zu fördern. Rewindo ist ein Servicepartner für die Wiederverwertung von Bauprodukten aus PVC. Sie unterstützt ihre Mitglieder bei allen Recyclingfragen, u.a. mit Dokumentationsmaterialien, der Bereitstellung bedarfsgerechter Sammelboxen und der Ausstellung des Verwertungsnachweises.
All diese Einblicke vermittelten Henning Jünke, Head of Sustainability und Ksenija Kadija, Expert Sustainability im neuen Schüco Welcome Forum auf dem Schüco Campus in Bielefeld. Auf 4.650 Quadratmetern sind hier das aktuelle Produktsortiment sowie Maschinen erlebbar.


Bilder: InnoZent OWL e.V.
Eine gemeinsame Veranstaltung von: Schüco International KG, InnoZent OWL e.V., Verein Deutscher Ingenieure - VDI Ostwestfalen-Lippe e.V., IHK Ostwestfalen zu Bielefeld, IHK Lippe zu Detmold und der WEGE mbH im Rahmen von CirQuality OWL und der Veranstaltungsreihe solutions – dem OWL Forum für Technologie und Innovation.

Das Vorhaben CirQuality OWL wird aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) sowie vom Land NRW gefördert.
